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Tankwagenbrand auf der B306 am 15.06.1984
 
BERICHT
 
(Ein Bericht der "Kleinen Zeitung" vom 16.06.1984)

Das Feuerinferno tobte gestern, gegen sechs Uhr früh. Der 40jährige Kraftfahrer Johann H. aus Wiener Neustadt war (noch in Niederösterreich) auf dem Semmering in Richtung Steiermark unterwegs gewesen. Zweihundert Meter vor der Passhöhe schaffte die letzte enge Kehre nicht mehr. Der von ihm gelenkte Tanksattelzug stürzte um, platzte und explodierte.
Der Treibstoff fing Feuer- 5000 Liter Normalbenzin, 11.000 Liter Super und 11.000 Liter Diesel strömten aus, ergossen sich ins Kanalsystem, und explodierten. Rund ein halbes Dutzend Kanaldeckel flogen meterhoch in die Luft. Riesenglück hatte der Fahrer: Es gelang ihm trotz eines Brustwirbelbruches und einer Lendenwirbelverletzung aus der Feuerhölle zu flüchten.
Ein Feuerwehrmann: "Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn unmittelbar hinter dem Lkw-Zug Fahrzeuge gefahren wären. Die Insassen hätten kaum Chancen gehabt, dem Feuer und der Hitze rechtzeitig zu entkommen ..."
Die Hitze war so groß, dass der Straßenbelag schmolz, zum Teil muss er nun völlig abgetragen werden. Die Steinmauer in der Kehre bröckelte durch die Hitze teilweise ab.
50 Mann unter dem Einsatz­leiter Abschnittsbrandinspektor Walter Hanl aus Semmering - konnten nur Sicherungsarbeiten durchführen. Sie legten Schaumteppiche und besprühten die gefährdeten Häuser von Semmering mit einem Wasserschleier, damit sich die Holzteile durch die Hitze nicht selbst entzünden konnten. Der Brand griff auch auf einen angrenzenden Wald über, Telegrafenmasten brannten ab, die Leitungen rissen.
Für das Grundwasser gab es keine Gefährdung, da der Treibstoff verbrannte, bevor er ins Erdreich versickern konnte. Die Unfallursache wird mit zu hoher Geschwindigkeit (bei der Berg­fahrt eines voll beladenen Tankzuges!) angegeben. Die Kehre ist dort so eng, dass schon eine knapp überhöhte Geschwindigkeit zum Kippen der Laster führt.
Nach Aussage der Gendarmerie stürzen in dieser Haarnadelkehre immer wieder Laster um. Erstmals kam es jedoch zu einem derartig gefährlichen Brand; übereinstimmend erklärten alle Feuerwehrleute, dass der Ort Semmering in großer Gefahr war.
Auf der Semmering-Passtraße kam es zu einem Riesenstau, der vor allem den morgendlichen Be­rufsverkehr blockierte. Der Scha­den, der durch die "rollende Brandbombe" entstand, wird nach ersten Schätzungen vier Millionen Schilling betragen.